„Das Buch befähigt Frau (und Mann), nicht nur die Finanzen wieder in den Griff zu kriegen!“
Was haben Geld und Nachhaltigkeit miteinander zu tun? Diese Frage kam in mir zuerst auf, als ich das so ansprechend gestaltete Buch von Claudia Behringer in den Händen hielt.
Immerhin vermag man doch zu glauben, dass der Kapitalismus zumindest im zweiten und dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts kritischer gesehen werden muss als in den 1990er- Jahren oder Anfang der 2000er. Damals war es noch Konsens, dass Geld untrennbar mit Profiten und Gewinnen in Einklang steht und daher oft nur für all diejenigen interessant sei, die als Manager in Unternehmen, als Anleger an der Börse oder als Spekulanten im globalisierten Weltwirtschaftssystem agieren.
Der Kleinanleger und Sparer verlor mit rückläufigen Zinsen Vieles von seinem Kleinvermögen – und Kommerz begann zunehmend, anrüchig zu werden. Denn er suggeriert Protz und Pomp, der Arbeiter und Angestellte muss für eine minimale Absicherung schuften und scheint sich durch die Teuerung immer weniger leisten zu können. Insofern ist die Beziehung des Normalbürgers zum Geld beständig ambivalenter geworden. Und gerade für Frauen scheinen größere Rücklagen besonders als Alleinerziehende oder unqualifizierte Kräfte ohne Erwerb kaum möglich zu sein. Geld als ein Merkmal von Überheblichkeit, Arroganz und Luxus? Mitnichten ist das so. Stattdessen ist es Ausdruck von vernünftigem Haushalten und ein Aushängeschild für Unabhängigkeit, Selbstständigkeit und Souveränität. In Dekaden der Geschlechterdebatte wird Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau eingefordert. Doch weiterhin ist diese Ausgeglichenheit für viele weibliche Menschen nur ein Traumziel. Sie bemühen sich um Anerkennung und Wertschätzung, werden aber weiterhin mit niedrigen Löhnen abgespeist.
Mit ihrem Werk legt Claudia Behringer dar, dass es aber auch anders gehen kann und sich
Bescheidenheit und Erfolg nicht gegenseitig ausschließen müssen. Im Gegenteil: Geld sieht sie als ein Instrument zur Eigenverwirklichung für bewusste und strebsame Frauen mit Köpfchen, Herz und Verstand. Wie sie sich durch das Erwirtschaften von kleinen und größeren Reichtümern emanzipieren und gegenüber Neidern Autonomie erlangen können, beschreibt die Autorin in dem sehr persönlichen Buch. Denn es ist ein Zeugnis von persönlicher Katharsis und dem klaren Wunsch, sich am Schopfe aus dem Tief zu ziehen. Innovation, Neustart und Fortschritt sind ihr durch ihre Erfahrungen während des ökonomischen Aufbruchs in Deutschland zwar bekannt, doch sie schildert eindrücklich und überaus glaubwürdig, wie erst die Begegnung mit ihren alten Schulfreundinnen den Schalter umlegten und sie befähigten, mehr aus dem Ich zu machen. Keine übersteigerten Allüren und Verzicht auf den rein materiellen Selbstzweck des Geldes: Behringer sieht im Konzept einer vernünftigen Vermehrung von Wohlstand die Chance zu Zufriedenheit und Respekt gegenüber sich und Anderen. Geld ist dabei Mittel zur Existenzwahrung und Eigenliebe.
Es kommt Behringer nach meiner Lektüre offenkundig nicht darauf an, eine Anleitung für unermessliche Rendite zu geben und im Besitz von Geld allein Sorglosigkeit zu erkennen. Stattdessen erläutert sie ausführlich, welche Bedeutung Liquidität für die Ausformung einer selbstverantwortlichen und losgelösten Persönlichkeit hat, die nicht darauf angewiesen ist, Leistungen des Staates beanspruchen oder sich auf einen Partner verlassen zu müssen. Krisenhafte Ereignisse im Leben sind nicht selten Anlass für Eigenreflexion und kritisches Hinterfragen von Strukturen, die uns fest an das Umfeld binden und damit die Möglichkeit zur standhaften und nicht auf Almosen ausgerichtete Entfaltung unserer Kräfte nehmen. Mit ihren erfahrenen und praxisnahen Tipps zu Geldanlage, Wertsteigerung von Vermögen, Finanzierungsratschlägen und Alternativen zum Sparstrumpf befähigt Behringer gerade ihre Leserinnen zu mehr Nachhaltigkeit. Es geht ihr nicht darum, mit ihren Anregungen den schnöden Mammon zu verteidigen und die zweifelsohne auf dieser Welt bestehende Gier nach dem Mehr inflationär zu befeuern. Denn die Autorin weiß aus ihrer eigenen Geschichte um die notwendige Demut und Sorgsamkeit bei aller Anstrengung, Geld Mehrwert zu geben. Daher ist nicht das Resultat, die Dollarzeichen auf dem Kontoauszug, von erster Bedeutung. Viel eher will Behringer zeigen, dass in einer Finanzwelt der Männerdominanz auch Frauen durchaus in der Lage sind, verantwortungsvoll, nachsichtig und perspektivisch zu haushalten. Denn wer seine Euros im Griff hat und aus dem Soll wegkommt, kennt die befreiende Wirkung eines geordneten Depots. Monetäre Schuldenfreiheit nimmt uns Zwänge und Fesseln ab, die uns bei der Entwicklung mancher Lebensträume behindern. Sie schenkt uns Chancengleichheit mit Männern – und hinterlässt niemandem ein Erbe im Minus. Daher ist ein gewissenhafter Umgang mit Geld nachhaltig: Wer es geschafft hat, in der Zeit seines eigenen Daseins die Angelegenheiten so zu regeln, dass Selbstbestimmung möglich und für die nächste Generation von Beginn an ein Wachstum ohne Bürde durchsetzbar wird, hat mit Vorausschau gehandelt und nicht nur den Nachkommen eine unnötige Last von den Schultern abgenommen. Der Beweis, als souveräne Frau alleine und aus eigener Kraft für sich zu sorgen und durch eine kluge Strategie zu mehr Prosperität gelangen zu können, bestärkt jeden von uns im Selbstbild.
Deshalb liegt es Claudia Behringer sehr am Herzen, durch ihre Ausführungen als Finanzexpertin vor allem darauf aufmerksam zu machen, wonach ein rentables Geldmanagement weder ökologisch, noch sozial schädlich sein muss. Im Gegenteil: Wer heute in die richtigen Anlagen investiert und sich mit der Materie von Zusammenhängen zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu beschäftigen bereit ist, erfährt rasch einen synergetischen Effekt, der der Psyche der überzeugten und gleichsam toleranten Frau von heute zuträglich ist – aber auch vorbildhaft für eine intelligente Balance zwischen Konsum und Verzicht sein kann. Ökonomisches Wachstum und ein angemessener Lebensstandard müssen schon lange nicht mehr auf Kosten von Umwelt, Schwächeren oder der Demokratie gehen. Persönliche Freiheit und Unabhängigkeit können durch ein gezieltes und ausgewähltes Wirtschaften mit dem positiven Kollateralschaden der Beförderung eines sozial-ökologischen Wandels einhergehen und beflügeln gleichzeitig Kreativität und Ideen von starken Frauen, die sich in die Gemeinschaft einmischen wollen und mit ihren eigenen Erlebnissen Motor und Ansporn für all diejenigen sein möchten, die den Absprung wagen, aber noch nicht wissen, wie das in einer Gesellschaft der Segregation gelingen kann. Behringer führt in ihrem Buch durch zahlreiche Beispiele, wie Altersvorsorge funktioniert und welche Wirkung sie für den Generationenausgleich hat.
Nachhaltig ist heute all das Tun, mit dem wir Überforderung von Menschen im Übermorgen fernhalten und dafür sorgen, dass sie ohne Ballast in ihre eigene Existenz gehen und sich nicht mit dem hinterlassen Müll der heutigen Bevölkerung herumschlagen müssen. Dabei geht es nicht nur um all den Unrat, den wir bereits hinterlassen haben, sondern auch um solide Finanzen, die Beleg dafür sind: Unsere Lebensgeschichte kann mit einem Strich unter die Rechnung abgeschlossen werden und wir müssen uns keine Sorgen darüber machen, dass unsere Anschriebe auf dem Bierdeckel unserer Vergangenheit irgendjemanden auf die Füße fallen werden.